Nach einer gefühlten Ewigkeit Corona-Pause wollte ich mal wieder einen besonderen Lauf machen. Ein Halbmarathon sollte es sein, aber nicht irgendeiner, sondern es sollte etwas Besonderes sein. Ein bisschen Laufen, ein wenig Urlaub, Spaß haben und auch das Genießen sollte nicht zu kurz kommen.
Schnell war das Ziel gefunden, es sollte nach Lissabon gehen. Einmal über die Ponte 25 de Abril laufen, eine 3,2 km lange Hängebrücke über den Tejo. Über die Brücke führt in sechs Spuren die Autobahn und auf der unteren Etage befindet sich ein Eisenbahndeck. Aufgrund der Farbe des Anstrichs und des fachwerkartigen Trägers erinnert die Ponte 25 de Abril sofort an die Golden Gate Bridge in San Francisco. Nur einmal im Jahr darf man zu Fuß über diese Brücke, dort findet der Start des Halbmarathons und eines 10-km-Laufs statt. Außerdem fuhr auch schon James Bond „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ über die Ponte, also da musste ich hin. Am besten natürlich nicht alleine, sondern mit Freunden und Mitläufer:innen, und die waren bei den Viermärkern schnell gefunden. Josefa, Gert, Uwe und Marlies waren auch sofort Feuer und Flamme. Es war für jeden was dabei.
Dann ging alles schnell, im November 2022 haben wir uns angemeldet, Gert und Marlies für die 10 km, und wir drei für den HM. Das Hotel wurde gebucht und der Flug. Jetzt hieß es fleißig trainieren bis dahin.
Am 10.3. ging es endlich los in Richtung Lissabon. Am gleichen Abend haben wir noch unseren Goodie-Beutel mit Startnummer und Finisher-Shirt auf der Sportmesse im Kulturzentrum in Belém abgeholt. Hier konnten wir schon das schöne Mosteiro dos Jerónimos bewundern. Das beeindruckende Kloster gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist Ziel unseres Laufes.

Am nächsten Tag wurden dann die Fragen „Wie kommen wir zum Start?“ und „Wie lange brauchen wir?“ geklärt. Bei einer kleinen Sightseeing-Tour fuhren wir das erste Mal per Bahn über die Ponte, auf der wir morgen eine Etage höher laufen sollten, es ging bis nach Pragal auf die andere Seite des Tejo. Von hier aus geht es Sonntag dann zu Fuß weiter bis zum Start. Die Anfahrt für Sonntag war damit geklärt.

Cristo Rei
Streckencheck am Vortag

Da hier auf der Südseite des Tejo auch die Cristo Rei Statue steht, wollten wir die noch besichtigen. Der Aufstieg dorthin wurde mit einem atemberaubenden Blick auf die Stadt und die Brücke belohnt. Nachdem wir uns den Segen dort abgeholt hatten, konnte ja jetzt nichts mehr schiefgehen für morgen.

 

Wir ließen den Tag ruhig ausklingen und freuten uns auf Sonntag.

 

 

Auf dem Weg zum Start
Kurz vor dem Start

Am 12.3. standen wir mit knapp 30.000 anderen Laufverrückten glücklich auf der Brücke zum Start. Sonnige 20 Grad. Perfektes Laufwetter! Leider ohne Marlies, die krankheitsbedingt und natürlich sehr traurig auf einen Start verzichten musste, uns aber trotzdem mental weiter unterstützt hat. So gingen wir also nur zu viert auf die Strecke.

 

 

 

 

Ponte 25 de Abril

Das Highlight des Laufes war natürlich der Abschnitt über die Brücke. Im gefühlten Schneckentempo geht es los, doch das ist egal, die Stimmung ist unvergesslich, es ist ein irres Gefühl, inmitten all dieser Menschen verschiedenster Nationen und jeglichen Alters über die Brücke zu laufen, wo sonst nur Autos fahren, und ein Teil dieses Events zu sein! Zwischendurch immer mal wieder etwas Slalom laufen, überall blieben Läufer:innen stehen um zu fotografieren, natürlich musste auch ich das besondere Erlebnis auf meinem Handy festhalten.

Nach der Brücke ging es dann in meinem vorgenommen Tempo Richtung Ziel, dem Jerónimos Kloster im Stadtteil Belém weiter. Zunächst geht’s Richtung Norden in den Stadtteil Alcântara und dann am Tejo entlang Richtung Osten. Auf eine Wendepunktstrecke geht’s zurück in Richtung Westen bis km 17, hier wird nochmals gewendet und dann ist das Ziel in Belém nicht mehr weit. Das Schöne an so Wendepunktstrecken ist, dass man immer entgegenkommende Läufer:innen sieht, so konnte ich im ganzen Gewusel auch noch mal Josefa und Uwe kurz vor dem Ziel zuwinken.

 

Nach 21,0975 km haben Josefa, Uwe und ich das Ziel gesund und munter erreicht. Gert, der kurz nach uns gestartet ist und 10 km gelaufen ist, hat uns bereits im Ziel freudig erwartet. Überall nur grinsende Gesichter! Natürlich gab es auch eine schicke Medaille für alle Finisher und Eis als Belohnung. Wir alle waren happy, diesen tollen Lauf gemeinsam erleben zu dürfen. Ich habe mich noch besonders über meine neue persönliche Bestzeit gefreut. Das Training vorher hatte sich also ausgezahlt.

Unseren Erfolg haben wir abends noch gemeinsam mit Marlies gefeiert, die sich mit uns gefreut hat.
Jetzt hatten wir noch 4 Tage Zeit, um Portugals schöne Hauptstadt näher kennenzulernen, bevor es wieder nach Hause ging.

Der Lissabon-Halbmarathon ist Teil der internationalen Laufserie, den Super Halfs. Dazu gehören die fünf internationalen Top-Halbmarathons in Cardiff, Kopenhagen, Lissabon, Prag und Valencia, die innerhalb von 36 Monaten zu laufen sind.
Mal sehen wo es uns als nächstes hinschlägt …
Vielleicht haben wir mit diesem Bericht noch anderen Viermärkern Geschmack gemacht, laufend die Welt zu entdecken …

Egal ob schnell oder langsam, walkend oder laufend, glaubt uns, es macht Spaß!

Mit sportlichem Gruß

Eure Viermärker Josefa, Gert, Marlies, Uwe und Silke

Text und Fotos: Silke Rosenstengel