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Laufberichte 2007

Marathon de Paris am 15.04.2007

Da stehe ich hier morgens um halb neun auf dem Champs – Elysees und denke daran, dass in meinem Reiseführer die Übersetzung von Champs – Elysees mit „Gefilde der Seligen“ angegeben wird. Zählen Marathonläufer auch zu den Seligen? Zu Hause gibt es den Spruch: „Selig sind die Bekloppten“. Manchmal komme ich mir so vor, aber wenn ich dann auf dem Gefilde der Seligen starten darf, sei’s drum.

 

Aber mal der Reihe nach:

 

Als ich mich im Oktober vergangenen Jahres für den Paris – Marathon anmeldete, hatte ich zunächst mal den Besuch in der französischen Metropole im Auge, nachdem ich 20 Jahre nicht mehr dort war. Dann kam mir der frühe Termin entgegen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es nicht warm sein, ich rechnete eher mit Regen oder ähnlich schlimmen Wetter.

 

Also bekam ich beizeiten meine Startbestätigung, und am Freitag, dem 13. (ich bin fast nicht abergläubisch) ging es auf nach Paris. Auto für die nächsten 5 Tage geparkt (braucht man in Paris nicht) und im Hotel eingecheckt, dann auf zur Marathon – Expo. In der Metrostation freue ich mich, dass ich auch nach 20 Jahren noch ein „Carnet“ erwerben kann. Das sind 10 Fahrscheine für die öffentl. Pariser Transportmittel und sie kosten nur 10,90 €.

 

Auf der Expo ist es noch leer am Freitag und so habe ich meine Startunterlagen schnell in Händen. Die Messe selber ist enttäuschend, ein Riesenstand von Reebok, die T – Shirts und Utensilien mit dem Marathonlogo unter die Leute bringen wollen und jede Menge Laufveranstalter, die Ihre Läufe anpreisen. Allerdings wird mir vom Veranstalter bestätigt, dass es tatsächlich keine Duschen gibt Also in den miefigen Klamotten in die Metro oder zumindest einen Satz trockene Sachen mitnehmen. Aufgrund der angesagten Temperaturen entscheide ich mich für letzteres. Da es von den Kleideraufbewahrungszelten in der Ave. Foche bis zum Start ziemlich weit ist, betätigt sich meine Frau freundlicherweise als Gepäckträger.

 

Am Sonntag nehme ich eine frühe Metro, um allen Menschenmassen aus dem Weg zu gehen. Immerhin sind 35.000 Startplätze verkauft worden. Aber das ist alles kein Problem. Die Startblöcke sind von der Seite zu erreichen und dort werden die Startnummern scharf kontrolliert. Allerdings abwärtskompatibel, mit einem „schnellen“ Startplatz darf man runter in einen „langsamen“. Wasser wird auch großzügig verteilt, allerdings korrespondiert die Anzahl der verteilten Wasserflaschen in keinster Weise mit den vorhandenen Toiletten.

 

Ja, und dann stehe ich auf dieser Riesenstraße und mache mir meine Gedanken. Außer den gewohnten, das Training, die Form und ähnliche Dinge betreffend heute natürlich noch diesen: „Wie warm wird es nun wirklich werden?“. Aber irgendwie rücken wir dann auf einmal zunächst eng zusammen und dann auch in Richtung Start vor. Dabei richte ich meine Augen auf das Pflaster, irgendwie ist es mir unheimlich, wie diese paar Leute da vor mir solche Müllberge in Form von Flaschen, Plastikplanen und alten Klamotten hinterlassen können.

 

Aber dann wird das Gepiepse der Transponder immer lauter, die Startlinie kommt in Sicht, das drücken der Stoppuhr ist eine gewohnte Verrichtung und der Pylon auf der Place de la Concorde wird immer größer. Schnell bewegt sich jetzt der riesige Lindwurm von Läufern unter dem Gejohle der mitgereisten Angehörigen und anderer, zufälliger Zuschauer gen Osten, an den Tuilerien und dem Louvre vorbei, die Rue de Rivoli hinunter Richtung Bastille. Die 5 km Marke kommt und auch wenn meine Uhr zwischendurch Aussetzer hatte (die von Polar so hoch gelobte Codierung funktionierte am Start überhaupt nicht!), die Zeit ist im Soll, der Puls auch.

 

Auf dem Place de la Bastille, der sich durch die markante Säule weithin ankündigt, gibt es die erste Verpflegungsstelle. Wasser gibt es in Viertelliterflaschen, die gibt es reichlich. Außerdem werden Bananen, Apfelsinen, Äpfel, getrocknete Pflaumen und Aprikosen und andere Kleinigkeiten gereicht. Die Wasserflaschen werde ich so schnell nicht vergessen, aber davon später. Weiter geht es zum Place de la Nation und inzwischen ist die Übertragung meiner Pulsfrequenz so oft überlagert worden, das die Stoppuhr im Gegensatz zu mir steht. Also starte ich sie bei KM 10 neu, habe so natürlich keine Messungen der ersten 10 km. Aber mir geht es auch nur um einigermaßen vernünftige Zwischenzeiten. Nach besagtem Kilometer 10 kommen wir in den Bois de Vincennes, in dem nach einer großen Runde die Strecke in den Westen wendet. Vorbei an der Pferdrennbahn und entlang am Zoo, aber nun auch in die Wärme. Die Bäume haben noch nicht genug Laub um Schatten zu spenden und kurz nach Verlassen dieser riesigen Grünanlage ist die Hälfte geschafft.

 

Einige Läufer meinen immer, sie müssten neben der Strecke laufen. Da hier am Straßenrand Parkboxen durch betonierte Teiler, die nur Borsteinhoch und nicht markiert sind, getrennt werden, dauert es nicht lange, bis die ersten Läufer liegen. Hier liegt die Betonung auf Läufer, Frauen machen diesen Unsinn anscheinend nicht. Dummerweise meldet sich jetzt bei mir der rechte Oberschenkel mit einem blöden Ziehen, was mir schon die letzten Trainingswochen vermiest hat. Aber ich versuche es zu ignorieren und konzentriere mich auf ein gleichmäßiges laufen, was mir mit Blick auf den Puls auch gelingt. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, an jeder Wasserstelle, also alle 5 km, 2 Wasserflaschen zu nehmen. Eine wird zum Teil getrunken, zum anderen Teil als Aufguss verwendet, ich meine, man konnte es zischen hören. Die andere wird in ähnlicherweise verwendet, aber auf die nächsten 4 km verteilt.

 

Zwischen den Verpflegungsstellen gibt es Wasserbottiche für die Schwämme und für meine Mütze. Inzwischen sehe ich auch schon geduscht aus, also laufe ich gerne unter den aus den Schläuchen verspritzten Fontänen her. Kurz vor KM 25 geht es an der neuen Oper entlang wieder zur Bastille und von dort über den Bld. Henry IV hinab zur Seine. Leider führt die Strecke auf den Quais entlang, was bedeutet, das die Sicht auf die Bauwerke eingeschränkt ist, der Eiffelturm bildet eine Ausnahme, und man sieht die Brücken aus einer anderen Perspektive. Allerdings sind auch eine Menge Tunnels zu durchqueren, der Schatten dort wird durch die darin stehende und nicht immer angenehm riechende Luft wieder wettgemacht. Außerhalb weht doch ein Lüftchen, was auf dem nassen Hemd sogar einen Eindruck von Kühlung hinterlässt. Nach gut 5 km kommt man unterhalb des Trocadero (Palais de Chaillot) wieder aus dem Keller ins Erdgeschoß. Der Km 30 und die Av. du President Kennedy werden erreicht und ich hangele mich Gedanklich immer in 5 km Abschnitten weiter. Immer wenn ich diese von der Fa. Monoprix gesponserten Wasserflaschen greife, habe ich wieder 5000 m geschafft. Auf dem Weg in den  Bois du Boulogne kommt für viele Läufer nun der Mann mit dem Hammer. Einige knockt er ganz aus, die müssen mit Kreislaufproblemen aufgeben, andere brauchen ‚nur’ eine Gehpause. Zu meiner Zufriedenheit laufe ich immer noch, zwar auf niedrigem Niveau, aber ich laufe. An riesigen Tennisanlagen und dem Prinzenparkstadion vorbei kommt, hurra, der KM 35.

 

Kurz danach biegt die Strecke links ab und die Pferderennbahn von Auteuil wird passiert. Beim Einlauf in die Parkwege fallen mir die Schlaglöcher auf, die schon für Autos gemein wären. Für Läfer, die nicht mehr ganz konzentriert sind, können sie das Ende kurz vor dem Ziel bedeuten. An den Seen im Bois de Boulogne entlang geht es zur letzten Wasserstelle bei KM 40. Durch mein ziemlich trockengelegtes Hirn schießt mit der Gedanke: „Nur noch fünfeinhalb Stadionrunden“, eine aus vielen Tempotrainingsläufen hinreichend bekannte Entfernung. Aber sind die im Stadion auch so lang? Während ich mich solchen Berechnungen hingebe kommt der Bogen für KM 41 ins Blickfeld, jetzt ist es fast geschafft. Ich kann sogar noch etwas beschleunigen, oder werden die anderen langsamer? Dann kommt endlich die Avenue Foch in Sicht und ich bin im Ziel.

 

Als Fazit ziehe ich für mich, das es ganz interessant ist, mal außerhalb der deutschen Gründlichkeit zu laufen und das ich anscheinend aus der Hitzeschlacht des letztjährigen Mittelrheinmarathons gelernt habe. Ich habe den Puls das Tempo bestimmen lassen und nicht die Uhr! So konnte ich auf den letzten 12 km noch 1500 Plätze gut machen und auf dem Heimweg die unzähligen Stufen der Metrohaltestellen rauf- und runterklettern, ohne Schmerzen.

Rüdiger Arnold                                                                                       nach oben

 

► Bilder vom Marathon

 

Marathon in Bersenbrück am 24.03.2007

Eigentlich wollten wir ja gar nicht hierhin, wir hatten uns ja den Königsforst – Marathon ausgesucht. Aber als eine der Folgen von Orkan Kyrill saßen jetzt Daniel und ich am Samstagmorgen im Auto auf das A1 Richtung Osnabrück. Daniel hatte auf den Punkt für den Marathon trainiert und ich brauchte einen HM als Testlauf für meinen Marathon in 3 Wochen. So bildeten wir eine Zweckgemeinschaft auf dem Weg ins Ungewisse, da dieser Paul-Moor-Benefiz-Marathon ja zum ersten Mal stattfand.

 

Vor Ort wurden wir zunächst gut auf die reichlich vorhandenen Parkplätze eingewiesen. Das Zelt mit der Startnummernausgabe wurde auch sofort gefunden, die Busse für die ca. 70 Marathonis standen schon bereit. Es gab für alle Läufe einen Kleiderbeutelservice, so dass wir die Taschen in den Umkleidekabinen, deren es reichlich gab, stehen lassen konnten. Für Daniel ging es dann auch schon los, während ich mir weitere anderthalb Stunden die Zeit vertreiben musste.

Teil 1: Marathon Daniel

Gut organisiert fuhren wir mit zwei Reisebusen zum Start. Die letzten Meter zum Startbereich an der idyllisch gelegenen Fachklinik Nettetal durften wir zu Fuß gehen. Dies gab Gelegenheit den ersten Anstieg schon mal im Abwärtsgang kennen zu lernen. In den vorbereiteten Kleiderbeuteln wurden die überflüssigen Klamotten sofort in Transportern verstaut. Getränke und Obst standen bereit und eine kleine Schar lokaler Unterstützer war auch da. Pünktlich, beim zweiten Versuch mit der Pistole, wurde gestartet.

 

Zunächst ginge es oben erwähnten Anstieg bergan, nach kurzem wieder ins nächste Tälchen abwärts und sofort wieder aufwärts. Für die nächsten Kilometer blieb die Marathonstrecke in welligem Gelände, das seinen Höhepunkt in einem lang gezogenen, zunächst flachen später steilerem Anstieg zum Kalkrieser Berg fand. Wer hier zu heftig anging, hat es später bereut. Auf der anderen Seite folgte ein langes Stück bergab für einen schnellen Kilometer. Die Straßenüberquerungen waren immer hervorragend von Feuerwehr, Polizei und Freiwilligen abgesichert.

 

Anschließend ging es flach für zwei, drei Kilometer am Mittellandkanal entlang, um Schiffe zu überholen. ur in diesem Bereich war die Strecke nicht asphaltiert, sondern sandig-lehmig und ein bisschen weich, da aktuell irgendwelche Bauarbeiten stattfanden. Nachdem wir die Wasserschifffahrtstrasse verlassen hatten, durchquerten wir Ortschaften mit so bezaubernden Namen wie Lappenstuhl, Uthof, Malgarten. Genug Gelegenheiten nachzudenken, sich Landschaft und Höfe anzuschauen und die letzten Halbmarathonis zu überholen.

 

Insgesamt eine landschaftlich abwechslungsreiche interessante erste Hälfte der Marathonstrecke. Nicht unbedingt Bestzeiten geeignet, insbesondere, da der heftige Wind uns immer strikt aus Nordosten direkt vor die Brust blies, aber ein wunderbares Erlebnis. Hoffentlich findet die super organisierte Veranstaltung nächstes Jahr eine Fortsetzung.

Teil 2: Halbmarathon Rüdiger

Nach der relativ langen Wartezeit fand unsere Abreise von einem anderen Teil des Komplexes statt, da für die doch zahlreichen Läufer und Inliner insgesamt 4 Gelenkbusse eingesetzt wurden. Irgendwann erreichten wir mitten in einem Waldstück den Startbereich des Halbmarathons, rechtzeitig genug, um sich noch warmzulaufen und den Inlinern hinterher zu schauen, die ca.10 min. vor uns starteten. Die Kleiderbeutel waren verstaut und am Verpflegungsstand konnte man noch einen Becher mit einem Kaltgetränk nehmen.

 

Aber dann durften wir uns auch schon aufstellen, um auch gleich wieder eine Gasse für den ersten Marathonläufer zu bilden. Dann ging es für uns los. Eine flache, komplett asphaltierte und abwechslungsreiche Strecke, durch Wälder und Felder, durch malerische, kleine Orte und an Einzelgehöften vorbei. Das Feld hatte sich im vorderen Drittel relativ schnell auseinander gezogen, so dass ich überwiegend alleine lief. Gegen KM 13 gesellte sich die spätere Gesamtsiegerin zu mir, so blieben wir bis Bersenbrück zusammen. Lediglich die zuletzt zu laufenden zwei 400 m Runden am Heilpädagogischen Zentrum taten noch mal weh, da mein Kopf nach einer Runde total auf Zieleinlauf programmiert war. Der Veranstalter hat sich selbst hiermit auch keinen Gefallen getan, da die Zielkanäle so eng und kurz waren, das hier zu dem Durcheinander kam, welches die Siegerehrung letztendlich verzögert hat. Das Fazit: für die erste Austragung gut organisiert, und für den blöden Nordostwind kann der Veranstalter ja nicht. Trotz des Windes kam Daniel auf den 3. Rang Gesamt im Marathon und ich auf den 26. Rang Gesamt im Halbmarathon. Als Highlight gewannen wir auch noch unsere Altersklassen.

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► Bilder vom Marathon