Marathon 2004 auf Mallorca

Ich hatte mir das so toll vorgestellt, einen Marathon auf Mallorca
Schöne Landschaft, gutes Streckenprofil, frühlingshaftes Klima-Urlaubsfeeling ...
Den 1. Tui-Marathon Palma de Mallorca.
Doch es kam alles anders.
Es ist 9 Uhr morgens und ich stehe auf einem riesigem Parkplatz am Sportzentrum-
Son Moix, im Norden von Palma de Mallorca. Die Temperatur im Schatten: 240C!
Kaum Wolken am Himmel!
Eine Stimme aus Lautsprechern warnt, die Läufer sollten viel trinken während des Laufes, da es bis zu 30 0 C warm werden soll und wolkenloser Himmel vorhergesagt sei. "Das kann ja heiter werden", denke ich.

Am Start treffe ich Karin und Dr. Joachim Herbstritt sowie Ralph Bläser, der sich den Halbmarathon vorgenommen hat.
Wir sprechen über das Wetter und über die konfuse Organisation: Die Meldebestätigung erst eine Woche vor dem Start im Briefkasten und drei Tage vor dem Lauf per
Email mitgeteilt, dass die Startzeiten geändert wurden - Marathon und Halbmarathon wurden zusammengelegt.
Die Läufermesse ersatzlos gestrichen, die Pasta- Party auf einmal eine Paella-Fiesta, und eine feste Startaufstellung gibt es auch nicht mehr.
Da stehen wir vier nun, mitten in einem Haufen von rund 2000 Läufern (1.369 Marathonis und 621 Halbmarathonis), wünschen uns gegenseitig alles Gute. Um 9:30 Uhr fällt der Startschuß und alle drängen durch ein schmales Tor auf die Straße, in Richtung Ziel, im Pulk und jeder für sich alleine.
Das erste Stück der Strecke führt durch ein Industriegebiet (auch die Streckenführung wurde einen Tag vorher geändert). Außer den Läufern kein Mensch zu sehen.
Die Außentemperaturen steigen, meine Körpertemperatur auch. Aber die Stimmung im Teilnehmerfeld ist noch locker.
Über die Av. de Alemanya geht es in die Altstadt von Palma de Mallorca. Endlich etwas Schatten, da hier die Häuser dicht zusammen stehen und in den engen Gassen keine Sonne scheint.
Ich schaue auf die Uhr, bin zufrieden mit der Zeit. Alles läuft gut. Die Straßen sind hier belebter und es gibt sogar einige Zuschauer, die auf spanisch, englisch oder deutsch anfeuern und klatschen.

Bei km 16 erreichen wir den Hafen, die Küstenstraße Avinguda Gabriel Roca.
Die Sonne brennt, der Asphalt flimmert, kein Wind, kein Schatten weit und breit.
Vor mir läuft Ralph Bläser und freut sich, denn er hat es gleich geschafft. Ich aber habe noch über 20 km vor mir. Der erste Wendepunkt erscheint unendlich weit entfernt zu sein. Ich wäre lieber auf einer der schicken Jachten, die im Hafen vor Anker liegen.
Hinter km 19 endlich der erste von drei Wendepunkten. In den Händen habe ich zwei Wasserflaschen - eine zum Trinken und eine zum Duschen.
Karin Herbstritt hat aufgeholt, und wir laufen ein Stück gemeinsam. Es gibt nichts Neues zu sehen, vor allem aber auch keine Zuschauer. Bei km 28 gehen bereits viele Läufer, und mir fällt auf, dass ich kaum noch Frauen sehe. (Statistik am Ziel: 851 M. / 173 F.).
Die Kathedrale kommt in Sicht - das Ziel ist aber immer noch 9 km entfernt. Ich werde euphorisch, kann das Tempo sogar noch leicht erhöhen. "Keine zweistellige km-Zahl mehr vor mir", denke ich. Am dritten Wendepunkt sprüht ein Feuerwehrmann einen Wassernebel über die erhitzten Läufer. Jetzt kann ich schon die Lautsprecher vom Ziel hören und nach 4std.06min. überquere ich die Ziellinie. Ich bekomme eine Medaille umgehängt, und die liegt gleich auf dem Boden: Die Hitze hat den Kleber aufgelöst, mit dem die beiden Bandenden zusammengeklebt waren...:-)
Heidi Kina